hendricks Jahresprognose 2023
Beitrag von Marcel Braun - Geschäftsführer der hendricks GmbH
2023 verspricht für die Sparte Financial Lines in den Bereichen D&O und Cyber vielversprechend und herausfordernd zugleich zu werden.
Die gute Nachricht vorweg: Es gibt 2023 wieder genügend Kapazitäten für die D&O-Versicherung. Auch die Cyberversicherung entwickelt sich erfreulicherweise in diese Richtung, wenngleich die Kapazitäten nicht zu den von den Kunden gewünschten Preisen erhältlich sind. Lediglich die Top-DAX-Unternehmen werden voraussichtlich nicht die gewünschten Kapazitäten in Cyber erhalten.
Inflation gepaart mit Rezession, hohen Energiekosten und Unsicherheiten durch den Ukrainekrieg werden den Markt auch im laufenden Jahr massiv beeinflussen. Die meisten Marktakteure, mit denen ich spreche, sind deshalb vorsichtig mit der Einschätzung, die Konsolidierung in der D&O-Versicherung sei bereits beendet.
Meine Prognose: Auch 2023 werden Prämienreduzierungen die absolute Ausnahme bleiben und nur im Falle besonders geringer Risiken gewährt.
In der Cyberversicherung werden wir weiterhin Prämienerhöhungen sehen. Allerdings fallen diese gegenüber den Vorjahren moderat aus. Hinzu kommt, dass nur noch in der IT-Sicherheit gut aufgestellte Kunden eine Cyberdeckung erhalten werden. Es wird daher noch stärker darum gehen, dass Kunden ein Verständnis dafür entwickeln, was in ihrem Unternehmen an IT-Sicherheit umgesetzt werden muss, um den notwendigen Versicherungsschutz zu bekommen.
Bei den Rückversicherern hören wir massive Rufe nach Prämienerhöhungen, um die gestiegenen Schadenkosten aufgrund der Inflation auszugleichen. Gleichzeitig dürfte eine steigende Zahl von Unternehmensinsolvenzen zu einer massiven Zunahme der Schadensfälle führen. Im Zusammenhang mit der steigenden Anzahl der Insolvenzen erwarten wir vor allem ein deutliches Plus bei D&O- und Strafrechtsschutz-Versicherungsfällen.
Unternehmen und insbesondere ihre Organe stehen zunehmend vor dem Problem, dass Versicherer gerade bei insolvenzgefährdeten Unternehmen einen Insolvenzausschluss auf die D&O-Police vornehmen. Eine möglichst optimale Absicherung ist hier ebenso existenziell wie die Beratung zu ergänzenden Versicherungsprodukten, die Organvertreter im Fall der Fälle schützen. Makler sind hier vermehrt in der Beratung gefordert.
Nicht zuletzt erwarten wir, dass angesichts von immer mehr außergerichtlichen Vergleichen in Haftungsfällen unter Eigenbeteiligung der Organe am Vergleich, die Nachfrage nach persönlichen D&O-Versicherungen massiv steigen wird. Denn weder die Konzerndeckung noch die Selbstbehaltspolicen kommen für diesen Eigenanteil der Organe auf. Für Organe von DAX-Unternehmen sind diese jedoch wegen des Kumuls mit der Konzerndeckung aber kaum erhältlich. Umso mehr steigt der Druck auf die Versicherer, hier adäquate Lösungen zu finden. Zumindest mittelfristig dürften solche Lösungen auch für die Organe von DAX-Unternehmern gefunden werden. Allerdings wird hier wie fast immer gelten: alles eine Frage des Preises.